Pakt der Nacht

Die kleine Stadt liegt friedlich im Sonnenschein. Am Markttag herrscht große Gedränge in den ansonsten leeren Straßen. Selbstbewusst, ja fast rücksichtslos bahnt sich der Geldbote der Delfias seinen Weg durch die Gassen, flankiert von zwei stämmigen Wächtern mit grimmigen Gesichtern, die nichts gutes verheißen...

„Verzeihung“ – errötend und unterwürfig entschuldigt sich der unscheinbare Mann, der anscheinend wie aus dem Nichts dem Geldboten in den Weg getreten und mit ihm zusammengestoßen ist. Mit einem groben Fluch schubst der Bote den Neuankömmling beiseite und setzt seinen Weg fort...

Mit einem Lächeln fasst Aratho nach dem Geldbeutel, welchen er dem Boten unauffällig bei dem Rempler abgenommen hat. Mit einem breiten Grinsen tastet er nach den vielen Goldmünzen und murmelt leise „Das gibt viel Geld für die Armen und einen kleinen Obolus für mich – oder halte ich es dieses mal umgekehrt?“ .. Übermutig wirft er den Geldbeutel in die Luft, allerdings zu ungestüm und das Auffangen verpatzt er. Mit einem lauten Aufschlag verteilen sich die Münzen beim Aufprall über den gesamten Marktplatz und das Aufsehen ist groß...

Während Aratho gerade seinen Übermut verflucht bahnt sich der Geldbote mit gezogenem Schwert den Weg zu ihm. Nur dank seiner schnellen Reflexe gelingt es dem Dieb, die niedersausende Klinge mit einem schnell gezogenen Dolch zu parieren. Eine weitere Drehung aus dem Handgelenk und der Bote ist entwaffnet, während Aratho schnell hinter ihn tritt und den Angreifer von dort zu Boden schickt...

Die Schwertklinge, die nun von hinten auf seinen Rücken niedergehen soll, spürt er als Luftzug gerade noch rechtzeitig und kann sich in letzter Sekunde zur Seite abrollen... „Das war verdammt knapp“ denkt er sich, als er nun den beiden Wächtern gegenübersteht, deren Blicke ihm den sicheren Tod verkünden „Und die sind für einen jungen Schurken wie mich mindestens ein Gegner zuviel“ denkt er sich noch, bevor er mit einem waghalsigen Schurkensprint über den Marktplatz seine beiden Kontrahenten weit hinter sich lässt...

Aufatmend versteckt er sich wenige Minuten später in einer dunklen Gasse und flüstert wie zu sich selbst: „ Du musst noch viel lernen. Am Besten suchst Du Dir eine Gilde, die einen jungen angehenden Helden wie Dich gerne mit offenen Armen empfängt und in einer Gemeinschaft Schutz, Rat und Freude an guten Taten bietet.“ Schnell fasst er einen Entschluss und sendet folgenden Brief ab...


Sehr geehrte Mitglieder vom Pakt der Nacht,

ich ersuche als junger Schurke, der die Reichen bestiehlt und den Armen gibt, wenn er nicht gerade das Böse bekämpft, um die Aufnahme in euren Reihen. Mein Ziel ist es, die Gemeinschaft zu stärken, für das Gute zu streiten und dafür viele Freundschaften unter Gleichgesinnten zu schließen. Mein Element ist auch die Nacht, meinen Klingen sehnen sich nach dem Kampf für das Gute und meine Neugierde führt mich bald in alle Winkel des Reiches. Ich hoffe um baldige Nachricht und verbleibe mit

Grüßen der Nacht,

Aratho,

Durch das schwere Eichentor der Gildenhalle des Paktes dringen leise Flüche und blecherne Klappergeräusche ins Freie.

Auf der anderen Seite rüttelt eine junge Elfendame an der Briefkastenklappe. "dieses gnomische Mistding... werde gleich einen Schattenschlag ansetzten... breche mir noch einen Fingernagel ab..." *krick* Die Briefkastenklappe spingt auf und heraus fällt ein einzelner, kleiner Brief. Neugierig betrachtet Leymoon die ungewöhnliche Post. Sie bricht das Wachssiegel in Form zweier gekreuzter Dolche auf, zupft ein kleines Pergament aus dem Umschlag und liest:

"Sehr geehrte Mitglieder vom Pakt der Nacht,

ich ersuche als junger Schurke, der die Reichen bestiehlt und den Armen gibt, wenn er nicht gerade das Böse bekämpft, um die Aufnahme in euren Reihen. Mein Ziel ist es, die Gemeinschaft zu stärken, für das Gute zu streiten und dafür viele Freundschaften unter Gleichgesinnten zu schließen. Mein Element ist auch die Nacht, meinen Klingen sehnen sich nach dem Kampf für das Gute und meine Neugierde führt mich bald in alle Winkel des Reiches. Ich hoffe um baldige Nachricht und verbleibe mit

Grüßen der Nacht,

Aratho"


Leymoon zieht grübelnd die Augenbrauen zusammen und zählt etwas an den Fingern ab, dann dreht sie sich in Richtung der Versammlungshalle um und ruft: "He, Schatzmeister Dymar - gehören wir hier zu den Reichen oder zu den Armen?".

Da keine Antwort zu hören ist, geht sie langsam in Richtung Versammlungshalle, prüft den Sitz ihrer Goldbörse und murmelt vor sich hin "... das sollten wir unbedingt klären, bevor wir ihn aufnehmen...", "... er weiss ja sicher, dass er sich draussen ein paar von unseren Leuten vorstellen sollte...", "...Hihihi, bin ja sehr gespannt was das für einer ist...".

Lady Leymoon verschwindet mit ein, zwei kleinen hüpfern im würdevollen Gang in der Tür der Versammlungshalle.

...
Aus dem Schatten eines Hallenpfeilers löst sich Kalessin und schlurft in Richtung Feuerstelle.
Das Gemurmel der Lady liegt noch in der Luft und bahnt sich einen Weg in die gespitzten Elfenohren.

Kalessin läßt sich vor einem kokelnden Haufen nieder und stochert mit einem Stöckchen ein wenig in der Asche. Als die Flammen aufzüngeln, greift sie zu ihrem Rucksack, der wie immer unbeachtet bei ihrem Umhang, einigen anderen kleinen Beuteln und ihrem wenig genutzten Schwert in einer Ecke des Feuer-Kreises ´herumliegt`.
Nachdem sie den Kessel aus dem Rucksack gezogen und aufs Feuer gesetzt hat, entnimmt sie ihrem wohlgehüteten Kräuterbeutel der am Gürtel direkt neben dem immer einsatzbereiten Dolch (Bewegungslähmung) befestigt ist, ein paar Zweige.

Dabei fällt ihr Blick in das kleine eingenähte Seitentäschchen ihres zweiten, eher unbedeutenden Nebenbeutels ... ...
"Hm, arm ... reich ... alles relativ ..." murmelt sie und grinst ob der - für ihre Verhältnisse - annehmbaren, geradezu riesigen Menge Goldmünzen, die durch ihre Finger klimpern. "Reicht immerhin für Futter, Pfeile, Tränke ... also alles, was das Leben auf dem Schlachtfeld angenehmer macht."

"Nun ja ... ein Dieb also ... hm, ich werde auch weiterhin keine Tür und keinen Beutel verschließen ..., was ?!"

Ihr Blick fällt auf Spinne, die sich mit schleunigen Trippelschritten zustimmend zischelnd aus einer Ecke nähert.
Kalessin grinst erneut.

"Mal sehen, ob der junge Mann beim Gildentreffen am 12.12. auftaucht ..."

... die junge Schurkin schleicht sich unbemerkt (so denkt sie) aus den Schatten der Nacht an den wohlduftenden Kessel um zu sehen welche tollen Kräuter Kalessin wieder gesammelt hat, als sie ein leises aber bestimmendes Zischen bemerkt "Zzzzzzzzzt" Wieder ein mal hat Spinne sie erwischt. Mit hochrotem Kopf fäht sie rum, das Gelächter der Paktler schalt durch die Hallen.
"Schnell das Thema wechseln" so denkt sie, als die Lady mit einem Brief in der Hand zurück in die Hallen kommt...

"Soso ein junger Dieb, ein Grünschnabel also..." noch noch nicht ausgesprochen und das Gelächter beginnt erneut "Mist, ein Themawechsel war das ja nicht gerade" denkt sie und verzieht sich in eine dunkele Ecke etwas abseits der Feuerstelle.

"Da bin ich ja mal gespannt auf unser Gildentreffen nächste Woche."

Kalessin kommt durch das Tor herein gestürmt ... sie scheint mal wieder vor Mitteilungsdrang zu platzen, die Anwesenden setzen betont geschäftige Minen auf und wenden sich einander zu.

"Also, ich hab´ den Schurken getroffen, d.h. ich hab´ mit ihm geredet ... äh Gedanken ausgetauscht ... äh wie auch immer ... scheint ganz nett zu sein. Kennt aber wohl noch keineN von uns hier ... ... Hallo, hört wer zu ?"

Sie wirft einen zufriedenen Blick auf die beachtliche Anzahl kleiner Beutel an ihrem Gürtel, keiner fehlt.

"Naja, immerhin hat er meinen Redeschwall scheinbar unbeschadet überstanden ... das spricht für ihn. ... Was ? - Nein, er ist nicht eingeschlafen, Karg !"

Die Jägerin verschwindet eilenden Schrittes in der Kammer für Büroangelegenheiten, Staub wirbelt hurrikangleich durch den Raum, als die Tür sich knarzend schließt.

Aratho tritt mit einem Lächeln aus dem Schatten heraus und schreitet gedankenverloren zu einem kleinen See, bei welchem er gerne im Schatten der Bäume rastet...

Nun, endlich habe ich einen von ihnen getroffen, und auch noch eine Elfe, gewandt mit ihren Worten und im Kampf zugleich. Wenn ihre Kameraden wüssten was sie mir alles anvertraut hat... 'mit einem stillen Lächeln zählt er alles auf und merkt schnell, dass seine Finger gar nicht mehr ausreichen. "Nun, ob die Zwerge wirklich so viel Trank anbieten ? Vielleicht solte ich vor dem Gildentreffen vielleicht ein wenig meine Trinkfertigkeit verbessern ? Und können Elfen wirklich Gedankenlesen ? Und wieso ist das Gildenhaus wirklich abgebrannt ? Fragen über Fragen - er grinst still und beschließt den Geheimnissen auf den Grund zu gehen... Aber für die Reise in das Elfenland benötigt er erst einmal ein wenig Gold...

Ah - dort kommen zwei ahnungslose Orks auf Patrouille vorbei - zwei schöne Opfer, zwar nicht reich, aber wer weiß... Leise verschwindet er im Schatten und schon bald hört man die Kampfschreie der überraschten Orkpatrouille, die schnell immer leiser werden und dann abrupt verstummen...